Sonntag, 22. März 2009

Kleine Katzen und große Straßen

Es hat eine gewisse Zeit gedauert, bis ich herausgefunden habe, was denn das Gute am heutigen Tag war. Mit dem Resultat "doppelte Currywurst zum Abendbrot" wollte ich mich nicht zufrieden geben. Ich muss zugeben, dass ich zuerst vor hatte, eine kleine Auswahl der Ärgernisse des Tages kundzutun, um zu verdeutlichen, wie schwer es war, das Gute zu entdecken. Aber da das gegen den Grundgedanken dieses Blogs ist, habe ich die Idee zum Glück verworfen und möchte direkt zum Ergebnis kommen (in Zukunft erspare ich meinem Leser solch eine umständliche Einleitung).



Es traf sich, dass ich zur späten Nachmittagsstunde spazieren ging. Direkt vor mir: Mein Sohn - knapp sieben Wochen alt, endlich schlafend, im Tragetuch an meinem Bauch. Etwas weiter vor mir: Meine Tochter, knapp zwei Jahre alt, seit 2 Monaten in der ersten richtigen, anstrengenden Trotzphase, im Kinderwagen, schreiend. Neben mir: unsere Katze, die seit kurzem tagsüber raus gelassen wird. Da wir eine sehr kluge Katze haben, begleitet sie uns gerne, um mit uns über die Ampel einer stark befahrenen Straße zu gelangen. Denn alleine hat sie das mit den Ampeln noch nicht so raus.

Auf der anderen Seite angekommen hatte die Katze in den anliegenden Feldern so lange ihren Spaß, bis ich fast außer Sichtweite war, und Sie sich wieder neben die Ampel setzte und miaute, um hinübergeleitet zu werden. Um mein Gewissen nicht mit einer überfahrenen Katze zu belasten, bin ich mit Sohn, schlafend, und Tochter, schreiend, den Weg der letzten sechs Minuten zurückgelaufen. Nachdem die Katze auf der sicheren Seite war und wir Spazierengeher wieder auf der anderen, vernahm ich ein stolzes Miauen. Anscheinend wollte uns das kleine Tier das neu Gelernte demonstrieren und hat sich alleine auf den Weg über die Straße gemacht. Natürlich bei Rot. Umrahmt von wartenden Autofahrern jagte ich anschließend mit Sohn im Tragetuch und Tochter im Kinderwagen der Katze zwischen den Autos hinterher. Das war mit Sicherheit ein Erlebnis, das den Autofahrern gut in Erinnerung bleibt.

Warum das auch für mich ein gutes Erlebnis war, offenbarte sich kurze Zeit später, als ich meinen Spaziergang mit Sohn, schlafend, und Tochter, nun nicht mehr schreiend, fortsetzte. Denn der anstrengende Unmut, mit dem uns unsere Tochter seit einiger Zeit begegnet, wich nun einer Begeisterung und Verwunderung über unser Katzen-Abenteuer. Den Rest des Spazierganges verbrachte sie im Kinderwagen damit, mit Ihrem noch nicht vollständigen Wortschatz von den Zusammenhängen zwischen Katzen, Straßen, Autos, Ampeln, Kinderwagen und Tragetüchern zu erzählen und war dabei zufrieden wie schon lange nicht mehr. Und wenn Kinder glücklich und begeistert sind, lässt man sich gerne anstecken.

Obwohl es der erste Eintrag in diesem Blog ist, hat er mich schon etwas sehr wichtiges gelehrt:

Das Gute ist oft erst im Nachhinein zu erkennen.

1 Kommentar:

  1. Wie GUT, dass Du noch die Kurve weg vom Sarkasmus gekriegt hast... ;)
    Aber eine lustige Geschichte ist es trotzdem. Wäre es auch ohne das tatsächlich GUTE am Ende...

    Denn Schadenfreude ist die schönste Freude und das ist GUT für den Leser... Schmunzeln, Lachen und die Gewissheit, dass das Leben auch noch andere quält. *lach

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